(…) An den gedruckten Gedichten habe ich überall wenig korrigirt, aber doch einiges, zumeist nur einzelne Worte, die leicht übersehn werden könne, aber nicht dürfen, da es oft krasse Druckfehler sind, die den Sinn entstellen. Ich habe im Manuskript überall, wo ich sie hinrangiert wünschte, dies auf einem weißen Blatte bezeichnet, auch ein Inhaltsverzeichnis nach der Folge beygelegt zur Erleichterung des Ordnens, wenn mal ein Blatt davonfliegen oder die ganze Pastete vom Tische rutschen sollte. Kleckse sind genug auf dem Manuskript – es ist soviel umhergeschleppt! Korrekturen noch mehr: besser so bunt wie eine Elster, als schlechtes Zeug stehnlassen.
Wollen Sie die Gedichte anders ordnen, so steht dies bey Ihnen; Sie werden es aber schwieriger finden, als Sie denken. Ich habe sie auf hunderterlei Weise durcheinander probiert, und immer wurden die Nachbarn zu ungleich oder zu ähnlich, oder es trafen zwei gleiche Versmaße zusammen; wie es jetzt ist, geschieht, wie mich dünkt, jedem noch am ersten sein Recht. Zuerst hatte ich die Gedichte an und über Verstorbene zusammen rangiert, es nahm sich aber greulich monoton und trübselig aus; man hätte denken sollen, sie seien die schlechtesten im ganzen Buche, während sie doch alle zu den bessern gehören. Ich fürchte, mit den „Zeitbildern“ ist’s derselbe Fall – siehe einliegendes Blatt – vielleicht sogar mit „Fels, Wald und See“; wenigstens nehmen sich die „Vermischten Gedichte“ unendlich besser aus und sind doch an sich nicht schöner; aber ich merke leider selbst, daß ich über ähnliche Gegenstände auch immer in ähnlichem Tone schreibe und deshalb kein Zusammenstellen vertragen kann.
Hätte ich jede Abteilung in einem Anlauf gemacht, wie die „Heidebilder“, so wär mir dies nicht passiert; ich hätte es gemerkt und ihm vorgebaut. Nun habe ich alles ohne Plan durcheinander gemacht und, wenn recht Fremdartiges dazwischen lag, gemeint, Gott weiß wie neu zu sein, und es war doch zuweilen nur das Echo eines alten, halbvergessnen Gedichts, das in der Kommode lag. Sehen Sie selbst, was Ihnen am Besten scheint, und teilen Sie mir Ihre Ansicht mit.
Die Interpunktionen bitte ich Sie sehr zu machen; es steht gewiß keine einzige recht. Cotta’n schreibe ich nicht, wenn es nicht nötig ist; aber danken Sie ihm in meinem Namen. Freiexemplare, außer dreien: für Sie, Jenny und mich selbst, wünsche ich ganz und gar nicht; das ist nur eine teure, unbequeme und undankbare Geschichte. Erstlich werden sie doch gewiß das Honorar schmälern; dann sinds natürlich nur rohe Ballen, die man erst muß für sein teures Geld einbinden lassen, und dann, nachdem man sich an Briefen halb tot geschrieben, alle die dicken Pakete noch frankieren, wenn man nicht den Leuten mehr zur Last als zur Lust sein will. Und wem müßte ich sie schicken? Meinen Freunden, die sich daran freuen würden? Gott bewahre! Da gibt’s eine Menge Verwandter und alter Bekannter, die sich die Haare ausreißen möchten, wenn sie das Ding kriegen – der Antwort halber –, und doch rabiat würden, wenn ich sie überging. Da gehts wie mit den Kondolenzbesuchen, über die jedermann jammert und sie doch verlangt.
Fürs „Morgenblatt“ nehmen Sie nach Gutdünken Gedichte, aber nicht alle die besten heraus, daß das übrige nachher nur Ausschuß scheint; mich dünkt, das könnte Cotta’n selbst nicht lieb sein; es ist doch, leider, schon gar vieles gedruckt: das ganze Bändchen und alles, was im „Malerischen und romantischen Westfalen“, im „Morgenblatt“, im „Frauenspiegel“, „Musenalmanach“, „Cölestine“, „Cölner Dom und seine Vollendung“ steht.
Übrigens hat das Morgenblatt nicht nur „Den Corsen“ – jetzt „Die Vendetta“; scheint Ihnen das nicht besser? –, sondern auch „Am See“ und „Das alte Schloß“ erhalten und nicht eingerückt; ich hoffe, sie haben alles verloren, dann kann man es ihnen zum zweiten Male geben oder gewinnt drei Gedichte neu für die Sammlung. Der „Corse“ hat sich übrigens etwas verändert, ist vom Esel aufs Pferd gestiegen, weil der Delinquent an „den Schecken“ gebunden wird, was für ein Maultier doch eine neue Farbe sein möchte. (…)