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Das bewußte Paket

(…) Ich war, um das bewußte Paket zu holen, in Münster bey Ihrer Tante, die ich noch immer hübsch und sehr angenehm finde. Ich hoffte, bey dieser Gelegenheit manches von Ihren Sachen, woran mir liebe Erinnerungen hängen, mal wieder vor Augen zu bekommen, Ihr Schreibzeug, Ihre Bücher, alle die kleinen Andenken von Ihrem Nippestische: aber wahrscheinlich war alles in einer Plunderkammer aufgestapelt, denn die Tante setzte mich in den Kanapee und holte das Bezeichnete herbey. Ich tat… Weiterlesen »

Die Welt kömmt mir seitdem gewaltig nüchtern vor

(…) Wie es mir geht? Jetzt schon gut; ich habe mich wieder ins Klima eingeübt, qualifiziere mich täglich mehr zur Schnelläuferin, gehe ganz bequem in einem Tage nach Hülshoff oder Münster und zurück und setze alle außer Atem, die Schritt mit mir halten müssen. Qu’en dites-vous? Ich denke, die achtundachtzig Jahre, die Sie mir angewünscht haben, werden mir wirklich nach und nach auf den Rücken steigen. Was soll ich Ihnen von meiner Lebensweise sagen? Sie ist so einförmig, wie… Weiterlesen »

Für Ihren Charakter fürchte ich nichts

(…) Sie haben doch wohl bey Beendigung des Halbjahrs nicht versäumt, sich bündig fest zu stellen? Ich bitte, antworten Sie mir hierauf, denn ich bin in großer Unruhe deshalb; ohne dieses könnten Sie um alles kommen, und selbst ein schriftlicher Kontrakt kann unter Umständen trügen, wie ich Ihnen früher ein Beispiel vom alten Steinmann angeführt. Sind Sie aber noch nicht gebunden und fürchten Veränderungen, die Ihre ohnedies delikate Lage bis zum Bedenklichen, ich wage es zu sagen:… Weiterlesen »

Hierzulande spiele ich die Rolle des begossenen Hundes

(…) In Sthuttgart gibt nämlich der Professor Bauer ein Werk heraus „Deutschland im neunzehnten Jahrhundert“, dessen Ausarbeitung viele Gelehrte unter sich verteilt haben. Hierbey hat Schücking nun, noch in Meersburg, Westfalen übernommen, weil er dorthin zurückzukehren und dann alle Quellen zur Hand zu haben glaubte; nun sitzt er in Bayern beym Fürsten Wrede, wird auf’s äußerste um seinen Beitrag gedrängt und stößt, obwohl er sein Land sowohl durch Beobachtung als Lesen gründlich… Weiterlesen »

Wo sind die Zeiten hin?

(…) Nun komme ich zu etwas, was mir eigentlich am meisten auf dem Herzen liegt, weshalb grade ich es bis zuletzt verschoben habe, Deine Lage nämlich. Wüßtest Du es, wieviel ich an Dich denke, wie manche Stunde ich wach in meinem Bette liege und mich über Deine Zukunft zergrübele und zersorge! Levin, mein einziges geliebtes Kind, Du bist in sehr schlimmer Umgebung. Das Herz ist mir so voll, ich möchte dir so alles auf einmahl sagen, und doch ist’s am besten, ich warte ab, wie sich die… Weiterlesen »

Die Klatscherei der Bornstedt

(…) Sie werden von Elisen einen Brief erhalten haben, worin sie ihre Briefe und Portrait, so wie auch beides von mir, zurück wünscht. Sie können sich auf mein Wort verlassen, daß diesem Wunsch Elisens keine Bitterkeit zum Grunde liegt, sondern nur eine natürliche Furcht vor dem Schwerte des Damokles, das ihr durch die Klatscherei der Bornstedt erst recht sichtbar geworden ist. Daß diese Klatscherei, die übrigens nur wenigen bekannt war, fast in der Geburt erstickt ist, haben wir… Weiterlesen »

Geheime Briefe

(…) Ich gäbe viel darum, liebes Herz, wenn Sie grade dieses Mal echt offen und ausführlich geschrieben hätten, ganz wie zu Ihrem Mütterchen; denn ich sitze hier seit sechs Wochen mutterseelen allein, und weder Hahn noch Huhn kräht nach den Briefen, die ich bekomme, und mich verlanget so nach einem recht langen, warmen, lieben; aber das konnten Sie freylich nicht wissen, das erste nämlich. . (…) Daß Briefe an mich erbrochen würden, ist fortan gar keine Gefahr mehr vorhanden,… Weiterlesen »

Mein Porträt als tägliche Mahnung

(…) Lev Lage macht mich übrigens trostlos, obwohl er gesteht „meist heiter und körperlich sehr wohl“ zu sein. Seine Traurigkeit ist auch gewiß nur momentan, sonst würde er sie in diesem Augenblicke, wo ihm alles Vergangene so recht vor Augen treten mußte, schärfer herausgehoben haben. Aber das übrige! Gottlob scheint sein moralisches Gefühl noch völlig unabgestumpft, aber es ist traurig genug, täglich sich innerlich empören zu müssen. Wäre es nur nicht so unmöglich, daß er… Weiterlesen »

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