Zum ersten Male, meine liebe junge Freundin, setze ich mich mal recht fest hin, um Ihnen in Ruhe zu schreiben; dieser Brief gilt natürlich für Levin mit, aber Sie sind es doch, an die ich meine Gedanken eigentlich richte, und Ihre Augen, groß, klar und freundlich, wie ich sie mir denke, sehen mich an, während ich zu Ihnen rede. Es ist etwas Seltsames um einen vertrauten Briefwechsel, ohne sich persönlich zu kennen, etwas höchst Reizendes und doch wieder Beklemmendes, da selbst die glücklichste Phantasie uns grade über die feinsten und reizbarsten Seiten des andern nichts sagen kann. Sie haben’s darin besser wie ich: Levin kennt mich sehr genau, weiß immer im voraus, was ich denken werde, und errät vielleicht aus einem halben Worte mehr, als ich mir selbst klar bewußt war; ich hingegen bin ganz mir selbst überlassen und einer Phantasie, die mich vielleicht irreführt. Nur eins steht fest, liebe Luise, daß ich den wärmsten Wunsch und Willen habe, ein möglichst nahes, liebes Verhältnis unter uns zu begründen; Sie haben dies ja auch; was wollen wir mehr für den Anfang?
Daß Ihr beiden Leutchen reich werden wollt, ist prächtig, und mehr als die Hälfte des Wegs dazu; kennen Sie das spanische Sprichwort, daß jeder Papst werden kann, der einen festen Willen dazu hat? …
Daß Cottas Generösetät mich höchlichst überrascht und gefreut hat, können Sie denken; ich würde mich außerordentlich darüber freuen, wenn ich nicht fürchtete, Levin habe mir zu seinem eignen Nachteile genutzt. Ach, Louise, Cotta ist verdrießlich, sehr verdrießlich! Die Worte: „Ziehen Sie aber vor, den Kontrakt ganz aufzuheben, so steht dies auch zu Dienst“ sind mir schwer aufs Herz gefallen. Was helfen mir alle Vorteile, wenn es dem armen Jungen nachher heimkömmt! Geschäftsleute pflegen zwar zumeist auf Brauchbarkeit zu sehn, ohne sich viel mit Sympathien und Antipathien abzugeben; aber ich sehe aus dem Briefe, daß Levin selbst mit Cotta in Unterhandlungen wegen des „Günthers“ steht, und da, fürchte ich, behandelt dieser ihn fortan wie einen hartnäckigen Forderer, dem man sich entgegen stemmen und ihn vor allem nicht verwöhnen muß. Wie mache ich’s nur wieder gut?
Ich denke, am besten ist’s, ich liefere eine Zeitlang unentgeltlich ins „Morgenblatt“ und helfe ihm dieses etwas altersschwache Journal wieder auffrischen. Es liegt mir doch allerlei im Sinne, was ich nur heraus schreiben muß, um es los zu werden, und dann doch nichts anderes damit anzufangen weiß, da es sich meiner gegenwärtigen größeren Arbeit nicht anpassen läßt, z. B. einige Stoffe zu kleineren Gedichten (5–6 Strophen), die mich plagen, und wo es auch schade darum wäre, wenn ich sie verkommen ließ, da sie mir zusagen.
Dann hat Laßberg mich gradezu ersucht, ein altes Gedicht – nicht Manuskript –“Kaiser Otto mit dem Barte“ in unser heutiges Deutsch zu übersetzen, und ich kann’s ihm durchaus nicht abschlagen. Es ist auch eine geringe Arbeit, etwa 700 Verse; Reim und Vers können fast unverändert bleiben, und doch ist es in seiner jetzigen Gestalt nur gar wenigen zugänglich. Auf diese Arbeit rechne ich, das Abschreiben eingeschlossen, höchstens vierzehn Tage.
Endlich will mir eine englische gar hübsche Gespenstergeschichte nicht aus dem Kopfe, seit ein Sir Pearsall sie mir erzählt hat, und wohin soll ich sonst mit diesem Findling? Ich werde nie etwas schreiben, dem ich ihn anpassen könnte. Wenn Sie diesen Brief erhalten, bin ich wahrscheinlich schon mit der einen oder andern dieser kleinen Arbeiten im Zuge, und wenn Levin nicht ganz besondere Gründe hat, mir abzuraten, so möchte ich’s sehr gern mit ihnen machen, wie ich eben gesagt, um doch dem Cotta nicht gar zu lumpig gegenüber zu stehn, und vor allem um den Gedanken nicht aufkommen zu lassen, ich sei eben für seinen Geldbeutel eine miserable Akquisition.
Meersburg fängt übrigens seit kurzem an sich heraus zu machen; wir haben ein Theater, und – denken Sie! – ein sehr gutes. Das Lokal ist allerdings lächerlich elend, eine große Tanzstube im Wilden Manne – Levin kennt ihn, dem Schiffe gegenüber – wo die Schauspieler zwei Fuß über dem Boden agieren und doch mit den Federbüschen die Decke fegen; aber die zwölf Mann starke Truppe ist wirklich gut und im Lustspiel sogar vorzüglich. … So habe ich seltsamer Weise Gelegenheit, wöchentlich dreymahl für vierundzwanzig Kreuzer einen Komiker zu sehn, bey dessen Auftreten noch vor drei Jahren in Dresden die Preise erhöht wurden. Dergleichen romantische Wunderlichkeiten können nur in Meersburg passieren; sie gehören zum wunderlichen alten Schlosse mit dem wunderlichen alten Gerümpel darin, zu Laßberg, den Alpen und dem Herrn Figel, der NB. auch wieder aufblüht, d. h. seine Schulden bezahlt, und wieder con amore mit seinem Zöpfchen wedelt.
Ich habe zwei neue Bekanntschaften gemacht, die mir zusagen; nur liegt leider ein Stückchen Weges zwischen uns, was mich doch für die meiste Zeit auf meine gewohnte Einsamkeit beschränkt. Die eine, Fürstin Salm, anderthalb Stunde von hier, kömmt jeden Sonntag, ist eine sehr gute und durchaus fein gebildete Frau von etwa sechsunddreißig Jahren – eine geborne Hohenlohe –, malt sehr hübsch, liest viel, ist passioniert für Musik und möchte mich, da sie furchtsam im Fahren ist, viel lieber auf einige Zeit herüberlocken, als jeden Sonntag unter Stöhnen und Zittern den Berg hinanfahren; ich habe aber keine Zeit und weiß wohl, was es mit den schönen Redensarten von „ganz ungeniert, ganz für sich, soviel man will, sein“ auf sich hat. Man kömmt doch zu nichts; sonst habe ich sie sehr gern und freue mich schon am Samstag auf ihren Besuch.
Noch lieber ist mir die andre, Miß Philippa Pearsall, Tochter eines englischen Baronets, der sich im Kanton St. Gallen angekauft hat, ein höchst geniales, liebenswürdiges Mädchen von zwanzig Jahren, in der eine tüchtige Malerin und Gesangkomponistin steckt. Sie entwirft ganz reizende Skizzen, sowohl im Genre als nach der heiligen Geschichte, ist von ihrem Vater, einem originellen Musikenthusiasten, in alle Geheimnisse des Kontrapunkts eingeweiht und singt ihre einfachen, aber rührenden Kompositionen mit einer wunderbar tiefen, erschütternden Stimme. Hübsch ist sie nicht, aber sehr angenehm, bescheiden und geistreich, und so frisch in allen ihren Gefühlen, daß es einem wohlthut, nur ihr Gesicht zu sehn, wenn sie etwas interessiert. Die Gelegenheit wird bestimmen, ob sie noch mal einen bedeutenden Ruf erlangen oder ihre Talente halb ausgebildet für’s Haus verbrauchen wird. Es wär jammerschade, wenn’s beym letzten bleiben müßte!
Vater und Tochter waren auf vierzehn Tage hier, und es wird wohl lange anstehn, bis sie wiederkommen. Vielleicht gar nicht vor unsrer Abreise, obwohl Philippa Himmel und Hölle in Bewegung setzen will; denn sie scheint mir eben so attachiert, als ich es ihr in der kurzen Zeit wirklich geworden bin. Warum haben die Leute nur nicht das neue Schloß gekauft, wie sie anfangs Willens waren! Aber Sir Pearsall wollte ein Landgut, und so wohnen sie jetzt in einer alten beturmten Ritterburg – Wartensee – sehr romantisch, wie ich höre, aber ohne alle Mittel zu Philippas Talentausbildung, d. h. im Malen; denn was Musik betrifft, besitzt der Papa die Kenntnisse von einem und den Eifer von sechs Lehrern; aber sie hört nie ein Orchester, das ist doch schlimm!
Meine männliche halbe Bekanntschaft in Meersburg, von der ich Levinen schrieb, habe ich kaum angeknüpft und wieder aufgegeben. Der gute Mann ist allerdings ein Schöngeist, aber ein sehr gezierter und, ich fürchte, auch oberflächlicher. Seine größere Eleganz in Sprache, Anstand und auch Geschmacksrichtung zeichnen ihn freylich hier vorteilhaft aus; aber ich glaube, damit ist’s auch all, und so halte ich mich lieber an meinen alten Freund, Herrn Jung, der doch gründliche Kenntnisse und eine frische, lebendige Begeistrung für sein Fach – Musik – hat. Doch sehe ich diesen auch nur selten und zufällig, da ich keine Besuche mache, in meinem Turme keine annehme und bey den Besuchen droben im Hause nur zufällig zugegen bin; so bleibe ich denn auf die wöchentlichen Zusammenkünfte mit der Salm reduziert. Es ist mir aber auch genug so; ich habe zu arbeiten, auszuruhn und viel, viel zu denken nach Augsburg und Münster hinüber. …
Den 4ten März. .. Nicht als wenn ich so fleißig wäre; Sie würden mich faul nennen, liebe Louise; es geht mancher Tag hin, wo ich keine Feder ansetze. Aber dann bin ich unwohl, nicht grade krank, aber auf dem Punkt es zu werden, und muß ohne Gnade meinen Tag zwischen Spazieren und Ausruhen verteilen, um über solche halbe Anfälle weg zu kommen. Die Zeiten, wo ich arbeiten kann, sind mir gar zu karg zugemessen und ein Schatz, den ich nur mit blutendem Herzen auswärts verschleudere, während es doch doppelt fatal ist, in der Schwebe zwischen gesund und krank unter Fremden noch charmant sein zu müssen; deshalb hake ich mich in meinem Stalle fest wie eine störrige Geis.
Nun zu einigen Punkten aus Levins soi-disant Brief. Zuerst wundert’s mich, daß ich noch nirgends eine Anzeige meiner Gedichte lese, oder geschieht dies nicht vor vollendetem Drucke? Cotta ist doch nicht in Differenzen mit Levin geraten und hat den Kontrakt aufgehoben? Antworten Sie mir doch hierauf, denn es macht mich besorgt.
Mit den beiden Veränderungen in „Stadt und Dom“ bin ich schon deshalb zufrieden, weil mein Einspruch gewiß zu spät gekommen wäre, da der bewußte erste Druckbogen dies Gedicht unfehlbar enthielt; auch mag „Weltensinn“ statt „Weltsinn“ (irdischer Sinn), ein Ausdruck, der mindestens in religiösen Schriften oft vorkömmt, mehr als gewagt, nämlich gradezu unverständlich sein. Mir schien’s selbst halbwege so, und der „irdische Sinn“ hat schon mal dagestanden; aber mein Bruder et Konsorten stimmten für den weicheren Vers, da ihnen als frommen Leuten der „Weltsinn“ sehr bekannt war und sie der allerdings mehr freisinnigen als praktischen Ansicht waren, auf eine Handvoll Buchstaben komme es nicht an, wenn jeder doch merke, was die Glocke geschlagen: so ließ ich’s gut und lasse es jetzt besser sein.
Dem Niagara hätte ich jetzt aber wohl einen andern Remplaçanten als „wie ein gewaltger Wogenschwall“ gegeben. Die Zeit ist soeben ein „Strom“ genannt, und nun gleich darauf: „wie ein Wogenschwall“, das ist eine matte Wiederholung, ein Pleonasmus und keine Vergleichung, wie der Niagara doch sein sollte; etwa als wenn man statt: „Der Aafluß fließt einer Gassenrinne gleich“ sagen wollte: „Der Aafluß fließt einem trägen Flusse gleich“. Ich würde, wäre ich zur Hand gewesen, entweder einen ganz andern Vergleich gesucht oder vielleicht gesagt haben: „Es ist ein Zug, es ist ein Schall, Ein ungemessner Wogenschwall“; so wäre es nur eine Erweiterung des alten Bildes gewesen, kein Anspruch auf ein neues, was nicht da ist. Doch macht es nicht viel aus und wird dem ganzen Gedichte nicht schaden.
Zweitens kann das achte Heidebild nicht „Die Raben“ heißen, sondern muß wieder zu dem früheren „Krähen“ degradiert werden. Levin hat diese Abänderung damals gemacht, ohne sich des Inhalts recht zu erinnern, wo Krähen und Raben einander gegenübergestellt werden – nämlich ein Schwarm Heidekrähen, geschwätzig, gemein, und dem Alter nach nur noch Kinder gegen den vornehmen, ernsthaften, tausendjährigen Raben, der sie von seiner dürren Fichte mit Verachtung betrachtet; dieses ist der Haupthumor des Gedichts und, da er durch das Ganze geht, durchaus nicht wegzuschaffen, selbst wenn er nichts taugte. Die Überschrift „Raben“ ist also gradezu dem Inhalt widersprechend; lesen Sie es nur selbst nach.
Drittens. Im „Traum“, Str. 5, Z. 7–8 heißt es: „Und meinen Namen ließ im Flug Sie sacht durch ihre Spalte gehen“; was meinen Sie, könnte man sagen: Sie über ihre Spalte gehen“? Gleich nachher kömmt: „Mit leisem Schlage dich zu strafen“; das „sacht“ und „leise“ so schnell nach einander macht sich nicht gut.
Viertens. Im „zu früh gebornen Dichter“ darf vor allem die Variante: „Doch ließ man dies als krankes Blut et cet.“ nicht gebraucht werden, wo dann immer derselbe Reim in selber Strophe und sogar zweymahl „Mut“ als Endreim vorkam, was mir erst hintennach aufgefallen ist. (Levin soll mich nicht auslachen, daß ich ihn aufmerksam darauf mache; ich habe es ja selbst erst hintennach bemerkt.) Vielleicht wäre aber die ganze Strophe am Besten so: „Zwar dünkt ihn oft in krankem (düsterm) Mut et cet.“, und zuletzt: „So mußt er wohl in (mit) trüber Scheu Sich einen Toren schelten.“ Oder nicht? Aber das „kranke Blut“ kann jedenfalls nicht bleiben.
Fünftens. Im „Spiritus familiaris“, Nro. II, Str. 6, Z. 3 heißt’s: „Ein irres Leben . . [nescio] . . und klingelt.“ Habe ich dort vielleicht „zieht“ gesetzt? Dann muß es fort; „zieht“ kömmt in der vorigen Strophe vor und in der folgenden wieder. Es hieß zuerst: „Ein irres Leben schwirrt und klingelt“; weil aber gleich nachher das „Glöckchen schwirrt“, wollte ich es ändern; mich dünkt „streift“ oder „streicht“ wär schon gut, „zieht“ darf aber nicht bleiben, wenn’s da steht.
Ich wollte, liebste Freundin, Levin schrieb alle die verschiedenen in so viele Briefe zerstreuten Anmerkungen auf ein Blatt zusammen, sonst übersieht er vielleicht grade das Passendste, und es ärgert ihn nachher selber. Über die Abänderungen in meinen bereits gedruckten Gedichten habe ich kein klares Urteil; man wird durch zu öfteres Überlesen abgestumpft, gegen Gelungenes wie Verfehltes; auch Levinen sind diese Gedichte fast zu bekannt, und ich möchte mich hier am liebsten auf Ihr noch ganz frisches Urteil verlassen. Stellen Sie, ich bitte darum, von dem Alten her, soviel Ihnen entschieden besser dünkt als das Neuere. Aber „Der Graue“ darf mir nicht wieder auf die alte Weise verstümmelt werden, damit mache ich eine feierliche Ausnahme. …
Ich meinte anfangs, ein Blättchen für Levin einlegen zu müssen, über Dinge, die Sie zwar lesen, die ich aber doch nicht gradeweg zu Ihnen sagen dürfe; nun ists mir aber unter dem Schreiben zu Mute geworden, als kennte ich Sie bereits seit Jahren, und so sage ich Ihnen denn, meine Louise, daß ich mit Ihrem Vorschlage, für längeren Aufenthalt in Meersburg ein Quartier zu nehmen, völlig einverstanden bin. Nicht als ob ich glaubte, Sie bedürften dessen; ich zweifele viel mehr nicht, daß Laßberg Ihnen sofort freundliche Vorwürfe hierüber machen und Sie schon in den ersten Tagen ins Schloß holen wird, wohin Sie ja auch aufs Herzlichste eingeladen sind und mit Freuden erwartet werden; aber für so lange Zeit – sechs Wochen bis zwei Monate – ist’s doch besser, seine bestimmte Einladung abzuwarten, die gewiß nicht ausbleiben wird. Levin weiß das alles eben so gut wie ich, und zugleich, welch ein lieber Gast man dem gutlaunigen, nur etwas pünktlichen alten Herrn ist.
Wahrscheinlich werden Sie ein paar Zimmer ganz hier zunächst, beym Herrn Hufschmid erhalten können, dessen Frau leider nur noch wenige Tage zu leben hat, oder im Schussenriether Hofe am Schloßplatze; ich würde Ihnen dann raten, nur wöchentlich zu mieten, und werde Ihnen alles in Ordnung bringen, wenn die Zeit heranrückt, wo wir gottlob endlich mal beysammen sind.
Dann frage ich Sie auch gradezu, ob Levin Gedichte von mir für seinen „Musenalmanach“ wünscht? Er weiß, wie herzlich gern ich sie ihm gebe, und andrerseits auch, wie wenig Ambition ich habe, so daß mein Antrag sich lediglich auf die Frage reduziert, ob ich mich ihm nützlich machen könne. Gelingt’s ihm, so viele Zelebritäten zusammen zu bringen, wie er braucht, so darf ich jetzt noch nicht darin erscheinen – ob später, muß die Zeit lehren; vielleicht fehlt’s ihm aber an Beiträgen, oder wenigstens an unentgeltlichen, um doch auch einigen Vorteil bey der Sache zu finden. Sagen Sie dem guten Jungen, daß mich seine Bemühungen für mich so rühren, daß ich nicht mal darüber schreiben mag; ich fühle, daß es scheinbar geziert und überschwenglich herauskommen würde; aber Gott segne ihn für seine Treue, ich habe ihn außerordentlich lieb, außerordentlich, und Sie auch schon sehr, meine gute Herzenslouise, meine Levinsfrau!
Gottlob, das Eis ist gebrochen, ich habe Ihnen vertraut geschrieben wie einer Tochter, und könnte jetzt eben so wenig in einen noch halb fremden Ton zurück, wie es mir anfangs schwer war, die rechte Linie zwischen vertraut und doch wieder fremd zu treffen; es ist vorüber, und ich wüßte jetzt kein Wort, was ich nicht eben so frei gegen Sie aussprechen würde wie gegen Levin selbst. Adieu, meine liebe Freundin, antworten Sie mir bald, oder lassen Sie Levin antworten: mein nächster Brief wird an ihn sein, da ich nicht Stoff genug habe für zwei Briefe an zweie, die nur eins sind.